Feuervogel

Da! Da war er wieder! Der farbige Blitz. Nur kurz. Zu kurz. Ich jage ihm nach. Das Atmen schmerzt. Das Denken auch. Also am besten gar nicht denken. Nur weiterjagen. Dem farbigen Blitz nach. Wieder sehe ich ihn. Weit weg. Zu weit weg. Ich habe Angst, dass er mir entflieht, dass ich ihn nicht fangen kann. Ihn fangen! Wie fängt man ihn denn? Ich jage ihn schon sehr lange. In manchen Augenblicken bin ich ihm sehr nahe gekommen. Ich ihm? Nein, er mir! Flog über mich hinweg, hat mich gestreift. Mich gereizt. Fang mich doch! Jag mich! Ich will ihn nicht jagen. Und will es doch. Muss es tun. Muss ich? Weiter, weiter! Dort, nun wieder näher! Hat er mich aufholen lassen? Egal! Weiter! Die Farben, ich sehe seine Farben! So stark, so hell! Mein Verstand will sie benennen, einordnen. Er scheitert. Nicht mehr denken jetzt! Ich werde ihn fassen, ihn fangen. Da, nun sehe ich ihn, er bewegt sich nicht, flieht nicht mehr vor mir. Wartet er auf mich? Ist es doch nur Täuschung? Wird er im letzten Moment, kurz bevor ich ihn greifen kann, davonfliegen? Plötzlich ist die Angst da. Angst? Ja, Angst! Ich will fliehen, weg von ihm. Die Farben brennen zu hell. Ich will wegsehen, mich umdrehen, weglaufen. Ich rühre mich nicht. Kann nicht. Jetzt kommt er. Er kommt zu mir. Er fasst mich, schlägt seine Krallen in mich und seinen Schnabel. Reißt ein Stück aus mir heraus. Und noch eins. Und noch eins. Ich will schreien. Ich schreie nicht. Ich lächle. Endlich ist er bei mir.
Mein Feuervogel.

(Copyright Ines Langs, 21. November 2008)

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