Das Opfer: Mitgefühl

Frauentag wie jedes Jahr am 8. März:
Weltweit schreien Frauen himmelwärts,
dass so vieles sie in Fesseln hält:
Männermacht, Strukturen, wenig Geld.
Kampf tut Not nicht nur an diesem Tag.
Doch es gibt auch Frau‘n von andrem Schlag,
die mit Hohn dazu nicht sparn,
weil anscheinend sie schon klüger war‘n
und nun meinen, alles sei ganz leicht.
Und Verachtung in ihr Herz sich schleicht.
Opferhaltung attestiern sie jenen,
die nach Gleichberechtigung sich sehnen,
doch durch ganz reale Zwänge
nicht die Mittel haben, zu entfliehn der Enge.
Sagst du einer Frau von nied’rem Rang
dort in Indien: „Hey, es gibt doch keinen Zwang,
zu verharren in dem Ehearrangement,
ohne Bildung, ohne Engagement.
Schaff dir einfach an ein Wohnmobil,
wenn dir alles wird zuviel!
Fahr ganz frei und stark durchs Land!
Was dich abhängig gemacht, das sei verbannt:
Bindung, Religion, Kultur
all das existiert ja sicher nur
in dir drin als Illusion.
Gesellschaft: Ach, wen juckt die schon?
Muss ich dich dazu empowern?
Nein, ein Opfer bist du, mag nicht helfen, nur bedauern.“
Wenn ich solche Meinung höre,
wundert‘s euch, dass ich mich so empöre?
Gerade Frauen, die sich schon an Freiheit können laben,
sollten dran Interesse haben,
laut zu sein und Weg zu bahnen,
dass dann einstmals wir sind jene Ahnen,
von denen die Legenden singen:
„Sie konnten allen Frauen Freiheit bringen.“

(Copyright Ines Langs, 08.03.2022)

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